Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Rhein-Berg e. V.

Mit dem Rad durch die Eiszeit

Der Eiszeittäler-Radweg auf der Schwäbischen Alb

Vogelherd Eiszeitspur Lonetal
Vogelherd Eiszeitspur Lonetal © Wilfried Kochner

Bereits vor 43 000 Jahren, also während der letzten Eiszeit,  haben Menschen in den Höhlen auf der Schwäbischen Alb gelebt. Und sie haben Kunstwerke hinterlassen, die für das Verständnis der damaligen Menschheitsgeschichte einzigartig sind. Deshalb wurden die „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ 2017 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. 

Mitten durch dieses Welterbe führt der Eiszeittäler-Radweg. Er schlängelt sich durch unberührte Natur und malerische Landschaften des Ach- und Lonetals. Hier schufen vor über 40 000 Jahren Eiszeitkünstler die ersten figürlichen Kunstwerke und Musikinstrumente der Menschheit. Nirgendwo auf der Welt wurden bisher ältere Belege der Eiszeitkunst gefunden. Auf einer rund 75 km langen Strecke können die einzigartigen Höhlen und Spuren unserer Vorfahren entdeckt werden. Der Eiszeittäler-Radweg verbindet Radvergnügen und Erlebnis pur. 

Der offizielle Einstieg erfolgt in Schelklingen, der Ort ist auch mit der Bahn gut zu erreichen. Zunächst führt der Radweg durch das wunderschöne Achtal mit einem ersten Stopp an der Höhle „Hohle Fels“. Sie liegt direkt am Radweg. Die Höhle beeindruckt nicht nur durch ihre Größe von rund 500 qm, sondern vor allen Dingen durch ihre spektakulären Funde von fast 300  Schmuckstücken aus Mammutelfenbein, Tierzähnen und Knochen. Darunter befindet sich auch die „Venus vom Hohle Fels“, die bislang älteste bekannte, von Menschenhand geschaffene Frauenfigur, etwa 40 000 Jahre alt. Kurz dahinter liegen die Höhlen „Geißenklösterle“ und „Sirgenstein“. In beiden wurden ebenfalls spektakuläre Funde gemacht, z. B. Steinwerkzeuge und Flöten, die zu den ältesten Musikinstrumenten überhaupt gehören. Auf dem idyllischen Radweg geht es weiter bis Blaubeuren. Hier lohnt ein geführter Rundgang u. a. zum Blautopf, der Karstquelle der Blau, der je nach Lichteinfall eine mehr oder weniger intensive blaue Färbung seines Wassers hat und ins urgeschichtliche Museum, „URMU“, wo all die Kostbarkeiten und originalen Funde zu sehen sind. Im Museumscafé lässt sich der Tag gut ausklingen. 

Entlang der Blau geht es am nächsten Tag schön flach bis Blaustein. Ein Stopp im Steinzeitdorf Ehrenstein macht die Zeit vor 6ooo Jahren sichtbar und erlebbar. Nicht weit entfernt wartet bereits Ulm. Hier fließt die Blau gleich hinterm Fischerviertel in die Donau. Der Radweg führt direkt zum Museum, wo ein berühmtes Figürchen hinter Glas steht. 31 cm hoch genießt es als „Löwenmensch“ weltweite Bekanntheit. Dieses Mischwesen wurde vor rund 

40 000 kunstvoll aus Mammut-Elfenbein geschnitzt und ist wohl die älteste menschliche Darstellung überhaupt. Der Fundort dieses Sensationsfundes wird erst gegen Ende der gesamten Tour erreicht.

Ist die Strecke bislang flach und gut zu bewältigen, kommt jetzt ein sportliche Herausforderung oder stärkere E-Bike Unterstützung. Der Radweg wechselt vom Ach- ins Lonetal und das geht nur über einen Berg. Landschaftlich mit schönen Abschnitten durch Laubwälder geht es ab Beimerstetten wieder bergab Richtung Lonetal. An der häufig kaum sichtbaren Lone zieht sich der Radweg idyllisch und flach entlang. Straßen und Autos sind nicht zu sehen.  

Wer es gemütlich angehen will, macht noch einen Übernachtungsstopp in Bernstadt. Am nächsten Tag wartet dann einer der Höhepunkte. Die Höhlen Bockstein und Höhlenstein. Bereits die Neandertaler genossen von hier den Ausblick auf das unter ihnen liegende Tal und die durchziehenden Tierherden. Die Funde von zahlreichen Tierknochen zeugen von erfolgreichen Jagden. Dieser Höhlenkomplex gehört zu den bedeutendsten Fundstellen aus der Zeit der Neandertaler. Ein paar Radminuten weiter wird das Felsmassiv Hohlenstein mit der Stadel-Höhle und der Bärenhöhle erreicht. Hier in der Stadel-Höhle wurde neben vielen Werkzeugen der Neandertaler das weltbekannte Kunstwerk „Löwenmensch“ gefunden. Den Abschluss der Radtour bildet die Vogelherdhöhle. Die Höhle ist die Fundstelle mit der größten Anzahl an eiszeitlichen Figuren. Am bekanntesten sind die Figuren eines Wildpferdes und eines kleinen Mammuts aus Mammutelfenbein. 

Der Eiszeittäler-Radweg führt von Schelklingen über Ulm nach Niederstotzingen, alle Orte sind mit der Bahn bequem erreichbar und wegen der vielen Entdeckungen empfiehlt sich eine Mehrtages-Tour.

Ein Hinweis: Das Innere einiger Höhlen kann nicht bzw. nur mit Führung    betreten werden, um den Welterbestatus nicht zu gefährden. 

https://rhein-berg.adfc.de/neuigkeit/mit-dem-rad-durch-die-eiszeit

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