Vom langen Weg zum Radweg an der L 289
Seit vielen Jahren begleitet der ADFC Kreisverband die Bemühungen der Kommunen um sichere Radwege entlang der Landstraßen.
Bereits früh hat die Bezirksregierung Köln einen eigenen Arbeitskreis eingerichtet, um den Bedarf und die Forderungen nach Radwegebau transparent zu machen. Unter dem Titel
„Priorisierung des Radwegebau an bestehenden Landesstraßen“
wird seit Jahren eine Liste geführt, die von Straßen.NRW betreut wird. Sie umfasst nicht nur die Landstraßen in den Kreisen Rhein-Berg, Oberberg und Rhein-Sieg, sondern auch Abschnitte in Köln (rechtsrheinisch) und Solingen – ein ausgesprochen großes Gebiet.
Geplant war ursprünglich, dass jährlich ein Projekt umgesetzt wird. Bei 12 priorisierten und mehr als 50 weiteren, aber noch nicht eingeordneten Projekten, zeigt sich schnell: In diesem Schneckentempo würden sichere Radwege an Landstraßen erst für kommende Generationen entstehen. Der ADFC kritisierte damals deutlich, dass die Landesregierung NRW die Mittel für den Radwegebau massiv aufstocken müsse, um die Mobilitätswende wirklich voranzubringen.
Beispiel L 289: Schanze – Herkenrath
Besonders eindrücklich zeigte sich die Problematik an der L 289 zwischen Schanze und Herkenrath. Mitglieder aus Wipperfürth machten den ADFC auf die gefährliche Situation aufmerksam: Die kurvenreiche Strecke wird stark von Pkw und Lkw genutzt, da sie eine Verbindung von der B 506 über Spitze und Herkenrath zum A 4-Anschluss in Moitzfeld darstellt.
Bernhard Werheid und Dr. Bernd Beckermann vom ADFC-Kreisvorstand RheinBerg-Oberberg recherchierten den Planungsstand bei der zuständigen Regionalniederlassung von Straßen.NRW. Ergebnis:
- Für ein 1,4 km langes Teilstück zwischen Spitze und Siefer Hof lag 2016 der Vorentwurf bereits vor. Es war als Unfallhäufungsstelle eingestuft („Unfallsignifikanz: auffällig“ / „Gefährdungspotential: hoch“).
- Der Baubeginn hing jedoch von Grundstücksankäufen ab – ein „Bauernaufstand“ und ein anschließendes Planfeststellungsverfahren verzögerten das Projekt erheblich.
- Eine Verlängerung des Radweges um weitere 1,8 km bis Schanze war zwar in Planung, stand jedoch nur auf Priorität 5 – ein Zeitrahmen bis frühestens 2022.
2016 zeichnete sich also klar ab: Ohne mehr Geld bleiben Radwege ein Nadelöhr der Verkehrspolitik.
Aufstieg in der Prioritätenliste
In den Folgejahren schafften es gleich drei Projekte aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis nach ganz oben:
- Prio 1: L 289 BG-Herkenrath/Kürten-Spitze – Neubau Rad-/Gehweg
- Prio 2: L 289 Kürten/Spitze-Schanze – Ausbau mit Neubau Rad-/Gehweg
- Prio 3: L 284 Stadtgrenze Overath – Hoffnungstal
Rückenwind durch die „Kidical Mass“
Ein neuer Impuls kam 2020: Mit der bundesweiten „Kidical Mass“ gingen erstmals zehntausende Kinder, Jugendliche und Familien für sichere Radwege auf die Straße. In über 80 Städten forderten sie eine kinderfreundliche Verkehrspolitik.
Auch im Bergischen Land wuchs der Druck: Schülerinnen des Herkenrather Gymnasiums – Kati, Julia, Neela, Lotta und Lisa – organisierten eine eigene Aktion. Ihr Ziel: ein Schulradweg zwischen Spitze und Herkenrath. Mit Unterstützung des ADFC sammelten sie über 350 Unterschriften. Ein starkes Zeichen für das Engagement junger Menschen, die ihre Mobilität selbst in die Hand nehmen wollten.
Ein Erfolg zum Weltkindertag 2025
Und nun, fast zehn Jahre nach den ersten Recherchen des ADFC, kommt die gute Nachricht: Der Radweg an der L 289 wird gebaut.
Die Mitteilung des Landesbetriebes Straßen.NRW bestätigt den Start für die Abschnitte Herkenrath – Spitze und Spitze – Schanze. Damit wird eine der gefährlichsten Verbindungen für Radfahrende endlich entschärft – ein Gewinn für Sicherheit, Schulwege und die gesamte Region.
Fazit: Der Weg war lang, voller Hürden und Verzögerungen. Doch Beharrlichkeit, Engagement der Bürgerinnen und Bürger sowie der Druck durch Initiativen wie die „Kidical Mass“ haben letztlich zum Erfolg geführt. Ein Beispiel, das zeigt: Radverkehrspolitik braucht langen Atem – aber er lohnt sich.